Reiselustig ...

KEGELAUSFLUG 2006

DIE BANDENKÖNIGE

im Bayerischen Wald

Gut Riedelsbach / Neureichenau


Vorgeschichte

Nachdem die Bandenköige seit 4 Jahren - damals waren wir in Ungarn - keinen "ordentlichen" Kegelausflug mehr unternommen haben, war in diesem Jahr mal wieder was "Gescheites" angesagt. Jedoch war die ursprüngliche Vorstellung eine ganz andere, und sah ungefähr so aus: man wollte es sich an einem idyllischen See in Frankreich oder an der Mecklenburgischen Seenplatte eine ganze Woche lang gut gehen lassen. Selbstgefangene Fische braten oder Steaks aus dem Supermarkt grillen, dazu reichlich Gehopftes bechern und gelegentlich zur ein oder anderen Besichtigung aufbrechen. Dazwischen wollte man mal in die Fluten springen, ein paar Kilometer wandern oder einen zünftigen Skat kloppen. Leider kam dann alles ganz anders - wir fanden trotz intensiver Bemühungen kein geeignetes Quartier und mussten letztendlich umdisponieren. Bandenkönig Dirk empfahl den Kegelbrüdern das "Gut Riedelsbach" im bayerischen Wald, in dem er selbst schon Gast, und darüber hinaus sehr zufrieden war. Alle Mann stimmten zu, und schon nach der ersten Anfrage kam die Nachricht, daß wir einfallen dürfen. Leider konnten diesmal nicht alle Bandenkönige mitfahren - Jörg musste sich einer Operation am Knie unterziehen, und beim Neu-Mitglied Michel klappte es aus beruflichen Gründen nicht. Was einerseits sehr bedauerlich war, hatte auf der anderen Seite auch einige Vorteile, denn zu fünft brauchten wir nur ein Fahrzeug und die Kosten hielten sich auch in Grenzen. Bevor wir nun der Hoffnung Ausdruck verleihen, daß beim kommenden Kegelausflug alle dabei sein können, erinnern wir uns nun an die Zeit vom 20. bis 27. Mai - an den Kegelausflug 2006.

 

Samstag, 20. Mai · 10 Uhr

Die Bandenkönige M-Fein und Rolle starten in Darsberg und sammeln nach und nach Kissy, Dirk, genug Benzin und Uwe ein. über Sinsheim, Heilbronn und Nürnberg - wo sich die fünf Sportsmänner auf einem einladend aussehenden Rasthof eine üppige und deftige Trucker-Mahlzeit reinhauen - nähert sich die unaufhaltsam Gruppe dem Ziel Neureichenau / Gut Riedelsbach im Bayerischen Wald. Am späten Nachmittag wird der Ort ohne Zwischenfälle erreicht und die Personen auf die Zimmer verteilt - bereits jetzt ist schon klar, daß das "Gut Riedelsbach" eine prima Wahl war. Und der erste positive Eindruck verstärkt sich noch, nachdem das herzhafte Abendessen serviert worden war - so wollen Bandenkönige essen und trinken ! Kein Wunder also, daß "unser" Tisch bis spät in die Nacht besetzt blieb und einige Liter "Blondes" (aus der hauseigenen Brauerei) in den Wampen der Kegelbrüder verschwand. Zwischendurch wurden mit der regionalen Spezialität "Blutwurz" die Kehlen gut gespült und desinfiziert. Aber irgendwann ist auch das Ende der eisernsten Kondition erreicht und zwingt selbst den härtesten Kampftrinker in die Knie - in diesem Fall in die Betten. Drei Minuten nach dem Übergang in die Waagerechte schnarchten alle Bandenkönige lautstark vor sich hin ...

Sonntag, 21. Mai · ca. 9 Uhr

Der zweite Tag des Kegelausflugs begann mit einem herzhaften Frühstück, das natürlich ebenfalls Bestandteil unseres 7-Tage-Halbpension-Pakets war. Am Buffet war alles vorrätig, was das Herz eines Bandenkönigs erfreut - Kaffee, Tee, Milch und eine Menge Kaltgetränke gegen den Durst. Käse, Wurst, Schinken, Eier und Haxenfleisch für die Freunde deftiger Nahrungsmittel - Marmelade, Honig und Schoko-Creme für alle, die gerne etwas sanfter in den Tag starten. Selbst für Unentschlossene gab es einige Angebote - Frischkäse, Müsli, Yoghurt und Obst lagen auch bereit, ebenso wie knackig-frische Brötchen und das einmalige Biertreberbrot. Nachdem wir uns ausgiebig bedient und gestärkt hatten, stand einem erfolgreichen Tag nichts mehr im Weg - wir starteten, und als Ziel war die Besteigung des "Dreisessel" (ein etwa 1300 m hoher Berg) ausgegeben worden. Uwe protestierte zwar, schloss sich aber an, als er erfuhr, daß wir nur noch etwa 300 m bis zum Gipfel erklimmen mussten - vom der letzten freien Lücke des Dreisesselparkplatzes. Trotzdem kamen wir ganz schön ausser Puste, wurden aber mit einer netten Gipfelkneipe belohnt, wo wir auch unser Mittagessen einnahmen. Am Abend - nach einer weiteren, leckeren Mahlzeit im "Gut Riedelsbach" - fand der erste Kegelabend auf der hauseigenen Bahn statt. Diese war in perfektem Zustand, was ebenso ungewohnt wie fordernd war. Richtig vertraut dagegen war uns schon das hausgebraute "Blonde", das frei von Konservierungsstoffen war ...

Montag, 22. Mai · ca. 10 Uhr

Wettertechnisch gesehen war der Montag der einzige Tag unserer Reise, der mit blauem Himmel, stahlendem Sonnenschein und optimaler Temperatur voll überzeugte. Schon deswegen war es eine gute Entscheidung, genau an diesem Tag nach Passau zu fahren - immerhin eine der sieben schönsten Städte auf dem Globus (nach Ansicht eines berühmten Philosophen). Zunächst bummelten wir durch die City und stellten dabei fest, daß es nicht nur massenhaft sehenswerte Plätze und Bauwerke gibt, sondern auch extrem viele hübsche Frauen. Kein Wunder also, daß wir uns mehrmals in Straßencafès und Biergärten niederließen und unsere Augen verwöhnten. Nicht begeistert waren wir dagegen von den Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt - kein brauchbares Kaufhaus, kein Musikgeschäft und auch kein CD-Laden. Mein Wunsch, etwas "völlig Unnötiges" zu kaufen, beschränkte sich auf die Anschaffung von einem Paar Mini-Lautsprecherboxen für das Laptop und einer schmackhaften Leberkäs'-Semmel. Auch die anderen Bandenkönige stiefelten mit leichtem Gepäck zurück zum Renault Espace. Aber nicht etwa, um sich im Zorn von Passau zu verabschieden, sondern um abzuladen und dann zur "Drei-Flüsse-Rundfahrt" mit dem Schiff zu starten. Dank der Freikarten, die uns unser Wirt Herr Sitter mitgegeben hatte, konnten wir den Blick auf die Stadt von der anderen Seite aus und den Zusammenfluss von Ilz, Inn und Donau völlig kostenlos genießen. Buchstäblich im letzten Augenblick erreichten wir wieder unser Fahrzeug, bevor eine Politesse ein Knöllchen an den Scheibenwischer montieren konnte, und flüchteten in Richtung Riedelsbach.

Dienstag, 23. Mai · ca. 9 Uhr 30

Es ist die Pflicht eines jeden Besuchers des bayerischen Waldes, daß man auch mal die Grenze nach Tschechien überquert und dort einkauft - leider ist das Flair von früher etwas verloren gegangen. Die Verkaufsbuden - meistens von kleinen Vietnamesen betrieben - wirken irgendwie alle einheitlich und unterscheiden sich auch nur wenig beim Warenangebot. Natürlich kann man hier die Kinofilme, die in unseren Lichtspielhäusern gerade angelaufen sind (z. B. die damals aktuellen Streifen "Mission Impossible III" oder "Sakrileg / Der Da Vinci Code"), bereits als DVD kaufen, und das zum Preis von 3 Euro - Verhandlungsfüchse kriegen es manchmal auch etwas billiger ! Aber ich will nicht vorgreifen - bevor wir nach güstigen DVD's, Zigaretten, Schnaps und Klamottten suchen konnten, mussten wir die Grenze bei Philippsreut passieren. Und was passierte ? Kissy's Personalausweis war seit einem Monat abgelaufen, was uns nach einer halben Stunde mitgeteilt wurde - wir mussten wieder zurück an die deutsche Zollstelle, und Kissy sich dort ein Tagesticket kaufen. Danach wurde uns erlaubt, unser Geld nach Tschechien zu bringen. Wir klapperten einige Märkte ab, stellten aber bald fest, daß es nennenswerte Unterschiede nur in der Aufdringlichkeit der Verkäufer gab - besondere Schnäppchen machten wir jedenfalls keine. Nur beim Tanken machte sich der Tagesausflug bezahlt. Und da fünf Herren im mittleren Alter in einem Fahrzeug mehr als verdächtig sind, blieb uns ein weiterer Stopp am Zoll bei der Rückreise nach Deutschland nicht erspart - nachdem wir wieder gründlich, aber erfolglos gefilzt worden waren, steuerten wir (leicht angesäuert) Neureichenau an und kehrten bei Anita, der blonden Wirtin, die auf keinem unserer Fotos zu sehen ist, ein. Danach stand ein Rundgang durch das weltgrößte Brauerei-Kultur-Museum der Welt - das zufällig auch auf Gut Riedelsbach zu finden ist - auf dem Programm. Der Bierexperte Bernhard Sitter gab einen Teil seines Wissens an uns weiter, bevor wir uns dann - sehr beeindruckt - auf die Schweinshaxen stürzten, die mit reichlich Gerstensaft und mehreren Blutwurz runtergespült wurden. Es sollte sich erst am folgenden Tag herausstellen, daß wir es doch etwas übertrieben hatten.

Mittwoch, 24. Mai

"Pullman City" hieß das Ziel am Mittwoch, was nicht nur total amerikanisch klingt - auf einem riesigen Gelände mitten in Europa wurde eine Westernstadt erbaut, wie sie sich alle Fans von Cowboy- und Indianerfilmen vorstellen. Klar, da gibt es Kitschiges in Hülle und Fülle, und man muss sich fragen, ob hier jeder Freizeit-Django noch alle Tassen im Schrank hat. Nach dem ersten Bier im Saloon (teilweise wurde auch Kaffee oder Alk-Freies getrunken) hörten fast alle auf mit dem Kopfschütteln und verfolgten beispielsweise den Regentanz von Häuptling Hunting Wolf aus Kanada, oder die Bemühungen der Nachwuchs-Goldschürfer. Wir kauften Hüte, besuchten eine Reitshow von echten Indianern und latschten durch ein fast echtes Fort. Nebenbei wurde von Dirk ein unechter Bulle zugeritten - wobei nicht damit zu rechnen ist, daß das von Elektromotoren gesteuerte Vieh beim nächsten Reiter friedlich gestimmt sein wird. Irgendwann hatten wir dann aber keine Lust mehr und machten uns auf den Heimweg ...

Es stand am Abend noch ein weiterer Punkt auf dem Programm - wir absolvierten das "Bier-Kulinarium". Was das nun wieder sein soll ? Dem Bier haftet nun mal daß Image an, daß es ein Getränk für Assis und Prolls ist - kultivierte Menschen trinken sowas nur heimlich und in der Öffentlichkeit eher Wein. Bernhard Sitter (einer von wenigen anerkannten Bier-Sommeliers weltweit) kämpft gegen diese Vorurteile, und zeigte uns, daß man als Biertrinker nicht zwangsläufig ein ungehobelter Trampel sein muss. Im Rahmen eines leckeren 4-Gänge-Menüs wurden jeweils passende Biere gereicht und teilweise auch recht ungewöhnlich präsentiert. Stellvertretend will ich hier mal das "Gestachelte" nennen - ein dunkles, recht würziges und leicht süssliches Bier wird mit einem glühend-heißen "Stachel" bearbeitet, der Stachel also ins Bier getaucht. Da denken nun sicher einige Unerfahrene, daß das echt "Igitt" sein müsste, denn davon müsste der Gerstensaft doch ekelhaft warm werden. Wird er aber nicht, sondern nur der Schaum, der sofort aufsteigt. Das Resultat ist ebenso erstaunlich wie lecker: man schlürft das immer noch kühle Dunkle durch den heißen Schaum, in dem sich viele würzige Anteile befinden und ein einzigartiges Geschmackserlebnis bescheren. Sicher nichts für alle Tage, aber doch sehr beeindruckend und sehr passend zum herzhaften Braten, der als Hauptgang gereicht wurde. Nach dem Essen gab's für alle Teilnehmer noch eine Urkunde, die einen Ehrenplatz zu hause verdient hätte ...  

Donnerstag, 25. Mai

Regnerisch und trübe war es, als wir am vorletzten Aufenthaltstag zur letzten großen Besichtigung im Bayerischen Wald starteten - aber das war nicht so tragisch, denn dort, wo wir uns mal umsehen wollten, war es immer dunkel und sehr feucht. Unser Ziel trug die Bezeichnung "Graphitbergwerk Kropfmühl" und ist in Hauzenberg bei Passau zu finden. Nach sich unsere Gruppe mit den historischen Apparaten vertraut gemacht hatten, die früher für den Graphitabbau eingesetzt wurden und nun zur Dekoration im Hauptgebäude standen, ging es in die Tiefe. Obwohl der Bergmann vom "Einfahren" spricht, soll jetzt bloß niemand glauben, wir hätten lauffaul einen Lift bestiegen, der uns etwa 50 Meter tief in die Erde bringen sollte - nein nein, wir gingen zu Fuß und waren mit Helmen und Umhängen ausgestattet. Exakt 222 glitschige Stufen stiefelten wir hinab, wobei wir immer wieder kurz stoppten, um Wissenswertes vom Bergführer zu erfahren - wie der (er war sicher bereits Rentner) es schaffte, den Weg ohne die kleinste Atemnot zu absolvieren, bleibt uns ein Rätsel. Zügig lotste uns der "Kumpel" durch die enden Gänge und brachte uns sicher, aber völlig außer Puste wieder zurück ans Tageslicht. Dort wartete bereits die nächste Gruppe, mit der wir noch einen informativen Film über das Werk und die verschiedenen Graphit-Produkte ansahen. Nachdem sich unser Puls wieder normalisiert hatte, traten wir die Heimreise an ...

Freitag, 26. Mai

Der Freitag stand bereits im Zeichen der Rückreise. Und da auch das Wetter immer lausiger wurde, unternahmen wir nichts weiter als einen Stadtbummel in Waldkirchen, denn im Notfall (z. B. in Form eines Regenschauers) kann man rasch mal in einem Kaufhaus oder einem Cafè Schutz suchen. Davon machten wir reichlich Gebrauch. Wir gingen zum Essen, kauften einige Kleinigkeiten und fanden sogar noch einen Elektromarkt, den wir gründlich durchstöberten. Gekauft haben wir allerdings nicht viel - mein vermeintliches "Schnäppchen" (ein MP3-Recorder mit allem Schnickschnack) entpuppte sich als doch gar nicht so preiswert, denn das was ich als 20 EUR entziffert hatte, war nahezu unleserlich geschrieben und sollte 80 EUR heißen. Schade drum, aber das war mir dann doch zu teuer. Aus Enttäuschung steuerten wir den nächsten EDEKA-Markt an und kauften Blutwurz, sowie andere lebenswichtige Dinge. Am Nachmittag machten wir noch einmal bei Anita Halt, spielten zwei, drei Runden Darts und starteten (danach und wieder) zurück auf Gut Riedelsbach - unser Kegelturnier.

So peinlich es auch sein mag - die Wahrheit darf nicht verschwiegen werden: beim Turnier stellten wir wieder einmal (aber erstmals in dieser Deutlichkeit) fest, daß wir alle nicht mehr konkurrenzfähig waren, was die Disziplin "Abräumen" betrifft. Und daß das gekonnte Abräumen (die Kegel entfernen, die beim vorangegangenen Wurf übrig geblieben sind) Turniere entscheidet, wissen wir alle. So ist es nicht verwunderlich, daß alle "alten Hasen" des Clubs kläglich versagten (allen voran "Dauer-König" M-Fein = letzter Platz im Turnier), aber was noch mehr schmerzte, war die Tatsache, daß uns unser "Frischling" DIRK SCHALLER zeigt, wo Kegelbruder "Bartel" den Most holt. Er - DIRK SCHALLER - wurde souveräner Sieger des Kegel-Turniers ...

Samstag, 27. Mai · 10 Uhr

Abreisetag - und (beim Frühstück) der richtige Augenblick, um einen Blick auf die vergangene Woche zu werfen. Wir waren um einiges aktiver gewesen, als bei vielen Kegelausflügen zuvor, aber dennoch hatten eine Menge von "Programmpunkten" nicht abgearbeitet. Nicht abarbeiten können - was dem Klischee von der "Langeweile pur" im bayerischen Wald völlig widerspricht. Zugegeben, es gibt vielleicht nicht so viele Möglichkeiten der HiTech-Freizeitgestaltung alà Ballermann & Co., aber dafür jede Menge von der Sorte "Mal-was-anderes" - und das ist fast immer nicht nur genauso gut, sondern eher noch viel besser.


 



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