Chinchilla

CHICHILLA by MEINL

Modell W-300 IV · Dreadnaugh


Nachdem nun doch einige Jahre ins Land gegangen sind und Deutschland nicht mehr auf nur einen einzigen Erfolg bei der Europa-Meisterschaft im Singen stolz sein kann, lachen auch immer weniger Musiker-Kollegen über diese Gitarre. Aber es gab Zeiten, da war ich schutzlos Spott und Häme ausgesetzt - na gut, sie sieht schon etwas wie die Klampfe unserer singenden Friedenstaube NICOLE aus, aber deren Arbeitsgerät hatte m. W. 12 Saiten und war auch keine CHINCHILLA - also, ein bißchen Frieden, bitte ...

Es stellt sich die Frage, warum man sich so ein häßliches Teil zulegt - ja, warum wohl, damit man sie besser von den schöneren Gitarren unterscheiden kann. Nein, das ist natürlich Quatsch. Weil sie einfach phantastisch klingt, das ist die ehrliche Antwort - klar, natürlich hätte sie mir auch besser gefallen, wenn man sie nicht in diesem Glitzer-Weiß lackiert hätte, und ich konnte mich damals (müsste um 1980 herum gewesen sein) lange Zeit nicht entscheiden, ob ich die CHINCHILLY by Meinl kaufen soll oder nicht ...

Es war im legendären Musikhaus "Stricker" in Eberbach (viele Musiker aus unserer Region wissen noch, daß es schon ein Abenteuer war, dort überhaupt hinzugehen) Anfang der 80er Jahre. Mein Vorhaben: eine ordentliche Western-Gitarre kaufen, die nicht mehr als 300.- DM kosten sollte. Und das war schon damals keine leichte Aufgabe, denn Qualitäts-Instrumente sind heutzutage eher preiswerter als vor 30 Jahren. Und wenn ich seinerzeit ausschließlich auf die Verarbeitungs-Qualität der CHINCHILLA geachtet hätte, würde ich jetzt sicher nichts darüber schreiben ...

Bei genauerer Begutachtung stechen einige Details ins Auge, die das Attribut "gut und sorgfältig verarbeitet" nicht verdienen. Ungleichmäßiges Binding, mißlungene Schnitzereien, einige klaffende Spalten und schludrige Leimstellen, sowie ein deutlich sichtbar nach rechts verrutschtes Trusrodcover verhießen nichts Gutes. Nicht die beste Werbung für den renomierten Instrumenten-Vertrieb MEINL (z. B. Ibanez, PRS, Mesa oder Tama) aus Bayern. Andererseits waren es aber durchweg optische Mängel, die die Bespielbarkeit nicht beeinträchtigten ...

Ich probierte wohl alle Akustischen in der Preisklasse bis 300 Mark aus, die an den Haken der Stricker-Zweigstelle am westlichen Ortseingang von Eberbach hingen. Aber immer wieder schnappte ich mir die CHINCHILLA - keine andere hatte diesen ausgewogenen, süßen Klang. So herrlich schimmernde, perlende Obertöne, die sich besonders bei Akkorden entfalteten, kriegte ich nicht mal aus Gitarren 'raus, die zwei- und dreimal so teuer waren - also ließ ich mir dann doch (ich konnte die Unkenrufe ja schon fast hören) die weiße CHINCHILLA einpacken ...

Wie fast alle Gitarren in meiner Sammlung musste auch die CHINCHILLA schon so manchen Eingriff über sich ergehen lassen - am auffälligsten ist wohl der Pickup im Schallloch, der wahrlich alles andere als hochwertig ist und das trifft auch auf den Einbau zu. Einfach zwei dicke Schrauben reingedreht und fertig ! Ein weiterer Piezo-Tonabnehmer befindet sich unter der Stegeinlage - es geht also auch viel eleganter und unauffälliger. Aber mir persönlich sind Piezos viel zu schneidend und zu schrill - deshalb bleibt der andere PU drin. Mit den beiden Potis oberhalb vom Halsansatz lässt sich das Ganze mit Einschränkungen regeln - und selbst jetzt klingt die CHINCHILLA noch gut ...

Die CHINCHILLA W-300 IV hat - so glaube ich noch zu wissen - damals DM 240.-, möglicherweise auch DM 280 .- (ist ja schon ein paar Tage her) gekostet. Und da ich gar nicht so sensibel auf Spott und Häme reagiere, war mir das Gelästere auch ziemlich egal. Vor allen Dingen aber habe ich den Kauf nie bereut ...

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