O R V I L L E Les Paul Standard |
"Oha - eine besonders dreiste Fälschung" könnte man denken. Falsch gedacht, die ORVILLE ist keine Fälschung - sie ist ein Original! Auch wenn's bei Wikipedia etwas anders zu lesen ist : ORVILLE Gitarren wurden in Japan hergestellt, weil man auf diesem Markt in den 1980/90er Jahren - dank abnehmender Qualtität der US-Gibsons und der starken heimischen Konkurrenz - viel Boden verlor. So war zuerst eine "GIBSON - Made in Japan"-Reihe angedacht, aber vieles (auch Händler, die weiterhin Gitarren aus den Staaten verkaufen wollten) sprach dagegen. Also entschloß man sich dazu, Neuauflagen historischer Modelle herzustellen, und diese unter dem Vornamen von Firmen-Gründer ORVILLE GIBSON zu vertreiben ... |
ORVILLE-Modelle wurden bis ca. 1998 nach V.O.S.-Kriterien hergestellt - Vintage Original Specs, man hat sich also auf das besonnen, was die guten, alten GIBSONs so besonders gemacht hat. Wenn man so will, kann man die Orville-Fertigung als das Vor-Stadium des Custom Shop, den es seit 1993 gibt, betrachten. Was von 1988 - 98 (so lange wurden wohl Orvilles gebaut) alles passierte, ist nicht nur sehr unübersichtlich, sondern auch voller Halbwahrheiten, Legenden und Märchen. Für jede Information findet man ein Gegenstück, das etwas andere behauptet ... |
Meine ORVILLE Paula hat keine Serien-Nummer, also müsste sie demnach in Korea gebaut worden sein, wie eine Quelle behauptet - jedoch will wieder ein anderer wissen, daß ORVILLE nie Instrumente in Korea (oder gar China) bauen ließ. Warum sie also keine Nummer hat, bleibt unklar - vielleicht wurde sie nur vergessen. Ist aber eigentlich auch egal, denn es ist ja viel wichtiger wie das Teil klingt und wie die Bespielbarkeit ist - und da sage ich: "etwas besseres habe ich nie gespielt" ... |
Neben den "ORVILLE"-Modellen gab's auch welche, die "ORVILLE by GIBSON" auf der Kopfplatte stehen hatten - sicher war das auch ein Versuch, noch deutlicher zu machen, daß man mit einer ORVILLE eine "richtige" GIBSON kauft, aber es war noch mehr. In den ORVILLE by GIBSON-Gitarren verbaute man originale Teile (vorrangig Pickups, aber auch andere Hardware) aus Amerika - ob das ein Vorteil war oder nicht, kann ich nicht beurteilen. In meine sind Seymour Duncan-Pickups eingebaut worden, was optisch fragwürdig ist, denn Zebra-Humbucker sind zwar nicht erst in den 1980er Jahren aufgetaucht, wie manche glauben (es gab schon 1959 welche), aber unter authentischem Aussehen stellt man sich etwas anderes vor. Der klassische P.A.F. mit Chromkappe würde mir persönlich besser gefallen, aber warum sollte ich womöglich den optimalen Sound, den ich jetzt habe, auf's Spiel setzen, nur um die ORVILLE etwas zu verschönern ... |
Ich habe die ORVILLE Les Paul bei Chris (über eBay) für 690.- € gekauft - es war ein neuwertiges Düsenberg-Case von dabei, das ich weiterverkaufte (war zwar gut, aber eben nicht original). So stand unter dem Strich ein Kaufpreis von rund 600.- € - dafür gibt's keine USA-GIBSON, und erst Recht keine, die so gut ist ... |