Die besten Live-Konzerte


DIE 10 BESTEN KONZERTE

Es waren sicher schon mehr als 1000 Rock-, Pop- und Jazz-Konzerte, die ich in meinem bisherigen Leben besucht habe - früher sicher noch mehr als heutzutage, was aber wohl daran liegt, daß man mit zunehmendem Alter eine gezieltere Auswahl trifft. Trotzdem (oder gerade deswegen) gab es einige positive Überraschungen, die ich sicher nicht miterlebt hätte, wenn nur der Verstand die Auswahl getroffen hätte ...


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WOLLE KRIWANEK & DIE SCHULZ BROS.

Sparkassen-Festival, Heidelberg Rhein-Neckarhalle

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Viele werden erstaunt sein, daß dieses Konzert bei mir auf dem ersten Platz steht, und können mit dem Namen erstmal gar nichts anfangen. Macht nix - ich damals auch nicht, und es war für mich und Kissy (der damals auch dabei war beim Sparkassen-Festival in der Rhein-Neckar-Halle in Eppelheim) schon sehr verwunderlich, wieso die Veranstalter diese Band als Headliner präsentierten. COUNTRY JOE McDONALD (ein echter Woodstock-Veteran) und die Deutschrocker MESSAGE waren nämlich auch noch dabei. Aber als dann Herr Kriwanek und seine Band (mit Gitarrist Paul Vincent-Gunia) auf die Bühne kamen und loslegten, wurde schnell klar, daß der Platz als Top-Act verdient war. Das Programm war gespickt mit vielen eingängigen Songs und witzigen Texten - natürlich kannte man dann doch Sachen wie "[i muss die] Stroßaboh [noh kriega]" oder "[guck, guck, i han a] UFO [g'seh]". Das eigentlich Erstaunliche aber war, wie kurzweilig das Konzert war - als sich die Band verabschiedete, guckte ich ungläubig zu Kissy, und der zu mir. Erst der Blick auf die Uhr verriet, daß wirklich schon anderthalb oder zwei Stunden um waren. WOLLE KRIWANEK & DIE SCHULZ BROS. hatten es geschafft, mich absolut zu fesseln, ich war total fasziniert und habe dabei völlig die Zeit vergessen ...

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BERNARD ALLISON GROUP

"Blues in den Mai", Heidelberg (ca. 1999)

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Ähnlich wie bei Wolle Kriwanek ging es mir auch, als ich zum ersten Mal BERNARD ALLISON live erlebte - in der Heidelberger Stadthalle beim "Blues in den Mai". Könnte 1999 gewesen sein, aber das ist eigentlich nicht so wichtig. Der Sohn der Blues-Legende LUTHER ALLISON (den wir ein Jahr später beim gleichen Anlass an der gleichen Stelle noch kurz vor seinem Tod sahen) hatte damals eine Menge von erstklassigen Musikern um sich geschart - da war mir eigentlich schon klar, daß die BERNARD ALLISON GROUP entweder ganz schnell zu sehr großem Erfolg kommen musste, oder (mit so vielen Leuten) nicht lange bestehen würde. Der Volksmund behauptet zwar, das Brot des Künstlers sei der Applaus, aber das stimmt nicht wirklich. Die Rhythmus-Truppe samt Zweit-Gitarrist und Keyboader und eine 3-köpfige Bläser-Fraktion wollen bezahlt werden - und das geht auf Dauer nur, wenn hohe Gagen fließen. Das war bei BERNARD ALLISON damals nicht so, und wird auch heute noch nicht der Fall sein, weshalb man die BERNARD ALLISON GROUP heute meistens als Trio oder Quartett auftritt. Aber genau diese "große" Besetzung machte damals den Unterschied aus - die Band fackelte ein akustisches Feuerwerk ab, und es kam eine heiße Mixtur aus Rock, Jazz, Funk und Blues heraus. Wieder war ich völlig fasziniert und vergaß dabei, mein Bier zu trinken (behauptet zumindest Haucki) - und als dann der Schluss-Akkord erklang, wollte ich nicht glauben, daß wirklich schon 2 Stunden vergangen waren ...

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HUMBLE PIE

Rock-Festival, HD Rhein-Neckar-Halle (ca. 1974)

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Leider war es nicht mehr die Original-Besetzung von HUMBLE PIE, die ich ca. 1974 in der Rhein-Neckar-Halle in Eppelheim sah - für den ausgeschiedenen PETER FRAMPTON, der sich selbstständig gemacht hatte, gab es aber würdigen Ersatz. DAVE "CLEM" CLEMPSON (vorher bei COLOSSEUM) hatte Frampton's Platz eingenommen. Schon die Band-Ansage sorgte bei mir für Gänsehaut - ein Koloss von Mann trat im Dunkeln ans Mikro und sagte mit tiefer Stimme einfach nur "Hey ... Humble Pie !" Das Licht ging an, die Band stand schon da und die Intro-Akkorde von "I Don't Need No Doctor" ließen die Halle beben - heute nennt man das "saumäßig cool"! Es folgten nahezu alle Songs vom Album "Performance - Rockin' The Fillmore", aber natürlich auch einige von den Scheiben, die danach noch erschienen waren. Und natürlich war HUMBLE PIE die Band von Steve Marriott, der mich besonders beeindruckte - unfassbar, mit was für einer Stimme die Natur diesen kleinen Mann gesegnet hatte. Er sprach nicht zum Publikum - er sang es an (guckt Euch das Video an, dann wisst Ihr, was ich meine). Wie ein Wirbelwind fegte er über die Bühne, brüllte sich die Seele aus dem Leib und machte mich zum Fan. Auch später habe ich keine Gelegenheit ausgelassen, Steve Marriott live auf der Bühne zu erleben ... 

HUMBLE PIE - Live 1972


4

JULIAN SAS BAND

Darsberg Open Air, 2005

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Natürlich muss auch ein hausgemachtes Konzert in dieser Liste dabei sein - und lange zu überlegen gibt es da auch nichts. Es waren einige Künstler bei uns, die ihren Job wirklich sehr gut gemacht haben - doch einer ragt da über alle anderen hinaus. JULIAN SAS und seine BAND (damals noch als Quartett mit Keyboarder) gaben das einzige Deutschland-Konzert im Sommer 2005 bei uns, was für uns schon sehr schmeichelhaft war. Mit einiger Verspätung (etwa gegen Mitternacht) konnten Julian und seine Band endlich loslegen - für viele war das zwar zu spät, aber die, denen das lange Warten nicht viel ausmachte, wurden belohnt. Gut zweieinhalb Stunden wurden Blues und Blues-Rock zelebriert. Julian Sas bewies, daß er zumindest in Europa zu den Besten seines Genres zählt und längst mehr Beachtung verdient hätte. Wer dem bis zum vorletzten Song des Programms noch nicht 100%ig zustimmen konnte, wurde spätestens mit einer phantastischen Version von Jimi Hendrix' "Hey Joe" am Ende des Sets überzeugt. Danach gab's natürlich noch Zugaben und eine CD-Signierstunde, bei der der sympatische Musiker ausführlich mit allen Fans plauderte. Selten habe ich nach einem Rock-Konzert mehr zufriedene und glückliche Gesichter gesehen als nach dem Finale beim Darsberg Open Air 2005 - klar, es wurde bis zum Sonnenaufgang fröhlich weitergefeiert und das Klasse-Konzert von Julian Sas & Co. war ganz eindeutig Thema Nr. 1 ...

5

JACK BRUCE / JAN HAMMER BAND

Mannheim, Capitol

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Es war eine arge Enttäuschung, als ich einen kurzen Blick in den Innenraum des Mannheimer Capitols warf und auf der Bühne keine einzige Gitarre zu sehen war. Dennoch ging ich nicht, weil ich wieder nach Hause wollte, sondern mal kurz zur Toilette musste. Genau während dieses kleinen Abstechers begann die Band zu spielen, und ich war mir dann doch sicher, eine Les Paul zu hören. Na gut, dachte ich, es gibt Gitarristen, die mit dem Instrument auf die Bühne kommen und es nicht vorher dort abstellen. Also wieder rein - und gucken, was da abgeht. Aber da war keiner mit Gitarre - diese Töne entlockte JAN HAMMER einem Sythesizer zum Umhängen, aber so, daß es sich nahezu 100%ig wie eine Gitarre anhörte. Na und - mit einem Synthie kann man das, werden nun einige Unwissende sagen, doch so einfach wie die glauben, ist es nicht. Akkorde auf der Gitarre sind völlig anders aufgebaut als Akkorde auf der Tastatur eines Keyboards, weil die Harmonie-Töne oft einige Oktaven höher liegen und für die Hände der Tastenspieler unerreichbar sind. Mitunter mag das ja noch ganz anhörbar klingen, aber wenn man Songs von CREAM (was man bei der Anwesenheit von JACK BRUCE erwarten durfte) oder JIMI HENDRIX spielt, könnte das dann doch recht seltsam wirken. Friedfertige und tolerante Zuhörer verwenden dann häufig Attribute wie "interessant" oder "eigenwillig", meinen aber doch "das war totaler Mist". Besonders bei Rockmusik - da sollte es (auch wenn keiner etwas gegen ein bissel Abwechslung hat) doch richtig "abgehen". Und genau das schaffte JACK BRUCE und JAN HAMMER - es "rockte" von der ersten bis zur letzten Minute ... und zwar volle Kanne !

6

GRAND FUNK RAILROAD

Ludwigshafen, Friedrich-Ebert-Halle (ca. 1975)

6

Wie einst die Beatles und die Rolling Stones, spalteten später auch Deep Purple und Grand Funk Railroad die Rock-Fans in zwei Lager - zumindest in meinem Bekanntenkreis. Und ich war zunächst ein Anhänger von Mark Farner & Co., wobei ich heute auch die Qualitäten von Deep Purple zu schätzen weiß. Damals aber ließ ich Konzerte von Deep Purple schon mal saußen - aber GRAND FUNK ließ ich mir nicht entgehen, zumal es auch nicht allzu oft die Gelegenheit gab, diese Band zu sehen. Leider kann ich das genaue Datum - es gibt im Netz nur wenige Quellen, und die sind zudem noch ungenau - nicht mehr herausfinden. Ludwigshafen findet man gar nicht - nur Frankfurt oder Stuttgart am 11. bzw. 12. April 1975, aber eines dieser beiden Konzerte wird wohl "meines" gewesen sein. Dank der vielen GI's in und um Heidelberg herum, waren US-Bands beinahe schon verpflichtet, in Heidelberg, Mannheim oder Ludwigshafen aufzutreten - und so waren "Conny-Mäusel" und ich auch fast schon Ausländer in dieser Halle und an diesem Abend. Das machte aber gar nix - wir genossen es trotzdem, denn es war eine tolle Show. Eine Sache ist mir besonders in Erinnerung: Lichteffekte, wie man sie heute kennt, gab's damals noch nicht - und da war der große "Lichtvorhang", der hinter der Band hing, schon was ganz Besonderes. Und eine Film-Einspielung in der Pause hatte ich auch noch nie gesehen - die Mitglieder der Band wurden gezeigt wie sie ihren Hobbies nachgingen und am Ende auch im Proberaum spielten. "We're An American Band" spielten sie an, brachen es aber ab - danach sah man eine große Hand, die mit den Fingern schnippte, als erneut eingezählt wurde. Genau in diesem Augenblick ging es auf der Bühne live weiter, und der Lichtvorhang wurde zur riesigen US-Flagge. Ein ungeheuer überrraschender Effekt - und die ganze Halle stand Kopf ! GRAND FUNK - ein echtes Highlight ...

GRAND FUNK - Live 1974


7

B. B. KING

Montreux Jazz Festival, 20. Juli 1982

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Dieses Konzert von B. B. KING fand nicht "irgendwo" statt, sondern in der Schweiz beim legendären Montreux Jazz-Festival - noch im altehrwürdigen Casino. Es müsste 1982 gewesen sein, und der Eintrittspreis war für die damalige Zeit extrem hoch - umgerechnet ca. 65 bis 70 D-Mark pro Nase. Nun ja, aber schließlich waren wir (Andrea und ich) hier in der Schweiz, wo es schon immer etwas teurer war, einen guten Geschmack zu haben und außerdem im Urlaub. Da gönnt man sich das schon mal - außerdem hatte Mr. King zu dieser Zeit offenbar überhaupt keine Lust, bei uns in Deutschland zu spielen, und diese Chance (ihn live zu sehen) wollte ich unbedingt nutzen. O.k., auch das Vorprogramm war hochkarätig, wenngleich ich mir DAVE BRUBECK und sein QUINTET sicher nicht als Einzelkonzert angeguckt hätte. Danach eine Blues-Sängerin, deren Name ich leider vergessen habe - egal, Blues mit Big Band (fast schon ein Orchester) ist nicht mein Ding ... ich will Gitarren hören. Die kamen dann auch - nachdem die B. B. KING BLUES BAND zwei, drei Opener zum Besten gegeben hatte, trat der Meister selbst auf die Bühne. Über zwei Stunden lang sang und spielte B. B. KING so, wie nur er es kann - natürlich waren alle seine Klassiker dabei, aber auch weniger Bekanntes. Die übergroßen Video-Wände links und rechts der Casino-Bühne machten es möglich, den Musikern mal genau auf die Finger zu gucken - das war damals eine neue Technik. Aber der absolute Hammer kam ja noch - aus der Zugabe, die weit nach Mitternacht begann und gewöhnlich ein paar Minuten dauert, wurde eine ausufernde Jam-Session, die sich länger hinzog als das Hauptprogramm. Jede Menge Jam-Gäste kamen auf die Bühne und mussten einen Beitrag leisten zum längsten Konzert, das ich jemals erlebt habe. Insgesamt dürfte die komplette Show, die dann mit dem Auftritt der damals 84-jährigen SIPPIE WALLACE endete, gut viereinhalb bis fünf Stunden gedauert haben. Obwohl wir unglaublichen Durst hatten, weil die Getränkeausgaben im Casino schon längst geschlossen hatten, hielten wir durch bis zum letzten Ton ...

8

SALLY OLDFIELD

St. Wendel Open Air 1985

8

Mag sein, daß das Konzert beim St. Wendel Open Air 1985 von Mike OLDFIELD's Schwester SALLY gar nicht so toll war wie ich es in Erinnerung habe - sicher ist aber, daß es völlig anders war als ich (und alle, die damals noch dabei waren) erwartet hatten. SALLY OLDFIELD, die sich immer Vergleichen mit KATE BUSH stellen muß, ist nicht unbedingt für fetzigen Rock bekannt, sondern hat sich eher mit sanften Balladen, die besonders für romantische Stunden geeignet sind, einen Namen gemacht. Klar, das war schon immer hochwertiger Pop der besseren Sorte - aber deswegen ein Live-Konzert angucken ? Nö - lass mal gut sein ! Im Rahmen des Open Air in St. Wendel hätte man zwar mal Einkaufen gehen können, aber (dank der perfekten Organisation) war ja alles da - also lieber hinlegen auf die Wiese, die Sonne geniesen und plaudern oder ein Bierchen kippen. Aber SALLY OLDFIELD und ihre Band gestatteten uns kein Desinteresse - da wurde richtig gerockt, die ruhigen Titel dazwischen gestreut und ab und zu etwas Jazziges dazu gegeben. Es war zu jeder Zeit abwechslungsreich und spannend, und sämtliche Akteure auf der Bühne glänzten mit hervorragenden musikalischen Leistungen. Kurzum: klasse Musiker, klasse Songs - klasse Konzert !

9

DEEP PURPLE

Mosbach, 2001

9

Kissy, der in seinem Leben wesentlich mehr Konzerte besucht hat als ich, fasste es so zusammen: " ... Konzert des Jahres - ach, was sag' ich ... das Konzert meines Lebens !". Ganz kann ich dem natürlich nicht zustimmen, denn sonst wäre es nicht auf Platz 9 gelandet, aber möglicherweise bewerte ich nach anderen Kriterien und auch nicht direkt nach dem Ereignis. Allerdings muss ich zugeben, daß ich DEEP PURPLE nie zuvor und auch nie wieder so gut gesehen habe. Obwohl von der klassichen Mark II-Besetzung nur noch drei, und von der Ur-Formation gar nur Drummer Ian Paice dabei waren, fehlte wohl nur den sentimentalsten Nostalgikern etwas. Klar - Ritchie Blackmore hatte einst den Trademark-Sound der Band mit seiner Strat geprägt, aber was sein Nachfolger Steve Morse miteinbrachte, macht das Fehlen von Blackmore mehr als wett. Und auch die zweite Säule bei DEEP PURPLE, Tastenmann Jon Lord, fehlte in Mosbach - damals offiziell noch wegen angeblicher Verletzung, aber er kam nicht mehr zurück. Don Airey ersetzte ihn von da an (offiziell ab 2002). Was diese Truppe dann ablieferte, war m. E. einfach sensationell - da wurden nicht die Greatest Hits abgespult, sondern Neues und Bekanntes angenehm vermischt. Die Klassiker wurden in veränderten, aber nicht verschlechterten Arrangements gespielt - und das neue Material war gespickt mit musikalischen Raffinessen. Man hatte immer das Gefühl, daß die Band voller Spielfreude jammt und auf allerhöchstem Niveau improvisiert. Das komplette Programm war auf Steve Morse's grandiose Gitarren-Arbeit zugeschnitten, wobei dieser sich aber stets ganz bescheiden in den Dienst der Band stellte - so durfte jeder mal im Mittelpunkt stehen und glänzen ...

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GAETANO PELLINO BAND

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KOMMT NOCH

 



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